Candomblé
Candomblé ist eine afro-brasilianische Religion, die insbesondere in Brasilien praktiziert wird und dort sehr verbreitet ist.
Diese afrikanischen Wurzeln resultieren aus der Verschleppung der versklavten Afrikaner, die ab dem 16. Jahrhundert, vor allem aber zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert nach Brasilien gebracht wurden. Die meisten dieser versklavten Afrikaner stammten aus der westafrikanischen Region Nigeria/Benin und waren in der Regel Yoruba. Yoruba ist sogleich Sprache als auch Bezeichnung eines Volkes, das aus dem Gebiet um Dahomey, damals noch in Nigeria, heute in der Voksrepublik Benin, stammt. Viele der Yoruba wurden in Brasilien nicht nur als Sklaven zur Plantagenarbeit gezwungen, sondern auch als Dienstpersonal in den Häusern der Städte eingesetzt. Dort hatten die Yoruba dann eine bessere Möglichkeit miteinander in Verbindung zu treten und konnten ihre Yoruba-Tradition und -Religion einfacher verbreiten.
Waren diese in West-Afrika noch eher von den Männer dominiert hat sich der Candomblé dann in Brasilien als eine der wenigen matriarchalen Religionen weiterentwickelt. Dies ergab sich aus einem ganz einfachen Grund. Zwar wurde den afrikanischen Männern damals die Ausübung ihrer Religion von den europäischen Sklavenhaltern verboten. Da es jedoch zu wenige portugiesische Frauen gab, vermählten sich die Sklavenhalter mit Afrikanerinnen. Mit einerseits Klugheit und anderseits List, nämlich der Androhung von sexueller Abstinenz, gelang es vielen von ihnen, dass ihre Männer die Ausübung Ihrer eigentlich verbotenen Religion duldeten. Mit der Abschaffung der Sklaverei, die in Brasilien erst 1888 vollzogen wurde, breitete sich der Candomblé dann durch eine massenhafte Wanderbewegung immer weiter aus.
Früher war die Religion des Candomblé in Brasilien auf Angehörige des Sklavenstandes beschränkt und wurde von Regierungen und von der katholischen Kirche diskriminiert. Heute ist die Religionsfreiheit nicht nur in Brasilien, sondern auch in allen anderen lateinamerikanischen Ländern gesetzlich verbürgt. Die katholische Kirche verhält sich gegenwärtig gegenüber der afro-brasilianischen Religion meist neutral. Zu erwähnen ist jedoch, dass evangelikale Fundamentalisten noch heutzutage den Candomblé und andere afro-amerikanische Religionen in Lateinamerika wieder als Teufelswerk verdammen und verfolgen. Dagegen ist der Candomblé mit inzwischen vielen Millionen Anhängern aus verschiedensten Orten der Welt sowie Angehörigen unterschiedlichster sozialer Schichten eine der größten etablierten Religionen in Brasilien.
Trotz gleicher Ursprünge in der Bucht von Benin unterscheidet sich der Candomblé von der Umbanda, einer ausschließlich brasilianischen Religion, ebenso wie von der Santeria auf Kuba sowie vom Voodoo in Haiti und im Süden der USA.
Candomblé als Heilungsmethode
Die Babalorixás und Yalorixás (weibliche Form) im Candomblé sind oberste spirituelle Führer, Leiter, Weissager und Heiler in einem. Mithilfe des Orakels erkennen
sie sowohl für die Gemeinschaft als auch für jeden einzelnen, für den
sie das Orakel befragen, was
außer Balance geraten ist oder droht zu
sein. Sie sehen mithilfe welcher Rituale, Kräuter, Waschungen und
Zeremonien die Harmonie und Heilung auf geistiger Ebene wieder
hergestellt werden kann und können so die Grundlage schaffen, dass sie
sich auf der materiellen Ebene manifestiert. Candomblé ist damit nicht
nur Religion sondern auch ein Heilungsweg, der bei körperlichen und
seelischen Beschwerden angewandt werden kann. Die Geistheilung ist eine zusätzliche meist komplementäre Form zur Förderung der Genesung, jedoch ist sie kein Ersatz für die Schulmedizin.